Evangelische Akademie Tutzing

Die Evangelische Akademie Tutzing fördert durch den Diskurs die Suche nach Lösungen in der Zivilgesellschaft.

Bild: ELKB/Moelkner-Kappl

Politik und Wissenschaft

Die Kirche mischt sich ein

Regelmäßig sitzen ihre Repräsentanten in Talkshows, Gremien und Konferenzen, erheben ihre Stimmen. Die evangelische Kirche bezieht Stellung im öffentlichen Diskurs. Und in der Wissenschaft.

Tutzing am Starnberger See ist wie ein kleines Paradies. Die evangelische Akademie, direkt am Wasser gelegen und von einem großen Park umrahmt, gibt vielen Tagungen und Gesprächen einen eindrucksvollen und vor allem ungestörten Rahmen. Ideal für Veranstaltungen – wesentlich unterstützt von der Evangelischen Kirche. Wissenschaftler, Politiker, Ökonomen und Theologen kommen hier, auf Augenhöhe, ins Gespräch – diesmal zum Thema wissenschaftliche Politikberatung. Hochkarätig besetzt, diskutieren Experten und interessierte Laien über Sinn und Möglichkeiten, zu aktuellen Fragen der Politik aus wissenschaftlicher Perspektive Stellung zu nehmen.

Denn “echt evangelisch” heiße: Zuhören. Innehalten. Nachdenken. Zweifeln. Worte finden. Meinungen bilden. Protestieren, wo Wahrheit und Klarheit fehlen. Vielfalt zulassen. Resonanzräume öffnen.

Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel im Jahresheft 2022/2023 des Freundeskreises der Akademie Tutzing

„Denkwerkstatt am Starnberger See“ – das ist ein Beiname, den die Evangelische Akademie Tutzing sich seit ihrer Gründung 1947 erarbeitet hat. Unzählige kluge Gedanken wurden hier entwickelt, wie etwa das von Egon Bahr geprägte Motto der Ostpolitik Willy Brandts, "Wandel durch Annäherung". Viele Impulse und Ideen für die gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands haben hier ihre Wurzeln, man denke an die Gründung der Zeitschrift BISS oderan die Erfindung der Elternzeit als eine soziale Errungenschaft. Und zahlreiche wichtige Initiativen wurden hier geboren wie etwa die Gründung von ProAsyl.

Eine Kultur der differenzierten Urteilsbildung

Synodalpräsidentin Preidel lobt die evangelische Debattenkultur: "Unsere evangelische Gesprächskultur ist eine emanzipatorisch denkende, reflektierende Kultur. Sie lebt nicht von schnell getwitterten Kurzmitteilungen und alternativen Fakten. Sie lebt nicht vom Posten inszenierter Trugbilder, die eine Wirklichkeit nur vortäuschen. Sie lebt von der geduldigen Auseinandersetzung mit Positionen und Einschätzungen. Sie braucht das Argument, nicht die Parole. Sie braucht die Kultur der differenzierten Urteilsbildung. Sie braucht die direkte Begegnung mit dem Sein und nicht mit dem Schein."

Dazu veranstaltet die Evangelische Akadmie Tutzing Tagungen, Seminare und wissenschaftliche Kolloquien, deren Ziel es ist, weiter führende Einsichten zu ermöglichen und der Meinungsbildung in der Öffentlichkeit zu dienen. Sie will Lösungsvorschläge zu gesellschaftlich relevanten Themen zur Diskussion stellen, Lernprozesse in Gang setzen und der Pluralität unserer Zeit in geistiger Freiheit gerecht werden. Dabei ist die Akademie offen für alle, denn die Begegnung verschiedener Menschen und Gruppen unserer Gesellschaft fördert das gegenseitige Verstehen. Toleranz und christliche Verantwortung sind die Grundlagen ihrer Arbeit.

Die Akademie: ein Ort für Klarheit und Orientierung

Die Evangelische Akademie wäre ein einsamer Ort, würde sie nicht über den Freundeskreis vielfältige Kontakte pflegen, Türen und Fenster in Politik und Gesellschaft hinein weit öffnen und so - gerade auch vor dem Hintergrund einer immer stärkeren Säkularisierung - Menschen für christliche Positionen interessieren und sie zum Diskurs mit evangelischem Profil einladen.

Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel schätzt diese Netzwerkarbeit: "Der Freundeskreis legt über ganz Bayern ein Netzwerk, das öffentliche Räume für differenzierte Reflexion anbietet, offene Orte der Begegnung, an denen sich die Stimme des Protestantismus in den gesellschaftlichen Diskurs einbringt, Orte der Kreativität, an denen auch die Rolle der Kirche in der Gesellschaft von morgen neu gedacht und gestaltet werden kann. Über die lokalen Standorte des Freundeskreises bildet sich so die Pluralität ab, die offen und notwendig ist für den kritischen Dialog zwischen Theologie und Kirche auf der einen und Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft auf der anderen Seite."

"Es erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit, dass wir in unserer Landeskirche einen Ort haben, an dem ich diese Erfahrung immer wieder neu machen darf", so die Synodalpräsidentin. "In der Evangelischen Akademie Tutzing mit ihrer einzigartigen Lage am Ufer des Starnberger Sees und dem immer wieder beeindruckenden Weitblick finde ich Klarheit in dieser immer komplexer werdenden Welt. Ich finde Antworten für mich allein, und ich finde Antworten in der Gemeinschaft der Gäste, Vortragenden und Tagungsteilnehmer:innen, die sich hier immer wieder versammeln. Auch in der Gemeinschaft der Kirchenleitung."

29.06.2023