Mutter hebt Sohn in die Höhe

Glaube fängt auf und gibt Halt: Für diese Gewissheit ist die Familie der erste Lernort.

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Glauben in der Familie

Ein Segen für die Kinder

Christliche Spiritualität für sich zu entdecken und zu leben, dafür gibt es einen ganz wichtigen Lernort: die Familie.

In der Familie gibt es viele Gelegenheiten, Glauben zu spüren und auszudrücken, sagt Susanne Menzke, Pfarrerin am Religionspädagogischen Zentrum Heilsbronn: „Sowohl für die Kinder, die ja ihren Weg in die Welt suchen, als auch für die Erwachsenen, die Eltern, die ihre Kinder gern begleiten wollen und durch dieses Begleiten automatisch an ihre eigenen spirituellen Wurzeln rühren.“

„Glauben in der Familie“ bewusst zu leben sei deshalb immens wichtig, unterstreicht Menzke, damit Kinder Anstöße bekämen, ihre Erfahrungen mit Gott in Verbindung zu bringen. „Kinder brauchen Vertrauenspersonen, die ihren Glauben wie ihre Fragen und Zweifel zeigen, und noch mehr brauchen sie Menschen, die ihnen das Gefühl geben, wertvoll und geliebt zu sein, damit sie voller Zuversicht ins Leben gehen. Staunend entdecken sie ihre Welt“ – und die Glaubensrituale im Familienalltag dienten ihnen dabei quasi wie ein unsichtbares Geländer, an dem die Kinder bei ihren Erkundungen Halt finden könnten.

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"Kein Kind würde dieses Ritual missen wollen"

Es müssen keine spektakulären Rituale sein. Lore Koerber-Becker aus Würzburg zum Beispiel spricht mit ihren drei Kindern, den beiden Söhnen Jakob (drei Jahre) und Lukas (sieben Jahre) und der fünfjährigen Tochter Eva jeden Abend immer ein bestimmtes Gebet: „Ich liege und schlafe ganz in Frieden, denn Du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne“, lautet es. „Dieses Gebet kenne ich noch aus meiner eigenen Kindheit“, erzählt die 36-jährige Mutter, die beruflich als Religionslehrerin tätig ist. „Wenn wir dieses Gebet gesprochen haben, zeichne ich mit den Fingern noch ein Kreuz auf die Stirn von jedem meiner Kinder und gebe ihnen damit einen kleinen Segen für die Nacht. Wir machen das so, seit die Kinder auf der Welt sind, und keines würde dieses abendliche Ritual missen wollen.“

Verständlich. Denn Kinder erleben auf diese Weise eine Geborgenheit, die in Gottes Liebe gründet, ist Pfarrerin Menzke überzeugt. „Und dann wird Glauben lebendig.“ Mitten im alltäglichen Umgang untereinander sei dies ebenso möglich wie an hohen Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern.

Ein leuchtender Stern ist ein Licht in der Dunkelheit

Um Kinder dabei mit dem Thema Glauben zu berühren, sollte gerade bei den Ritualen an den hohen Feiertagen „Raum für eigenes Erleben und Deuten“ gelassen werden, rät Menzke. „Bastelt die Mutter mit ihrem Kind zu Weihnachten einen Stern, sollte dieses Ritual nicht nur als Dekoration betrachtet werden, sondern als Impuls für das Kind, Gefühle zuzulassen, die für das eigene Leben und den eigenen Glaubensweg Bedeutung haben“, so die Pfarrerin. „Beispielsweise könnten Eltern mit dem Kind den fertigen leuchtenden Stern gemeinsam betrachten und die Beobachtung teilen, dass ein leuchtender Stern ein Licht in der Dunkelheit, also ein Hoffnungsträger ist – so, wie der leuchtende Stern über Bethlehem den Weg wies zur Krippe im Stall, mit Jesus, durch den uns Gott seine Liebe mitten in der Welt zeigt.“ Die Erfahrung von Licht in der Dunkelheit könne auch später immer wieder wichtig werden, wenn Kinder wie Erwachsene mit schwierigen Situationen konfrontiert würden.

Martina Reinecke, zweifache Mutter aus Nürnberg, findet es deshalb einerseits wichtig, ganz klassische Bräuche an hohen Feiertagen zu begehen und beizubehalten, wie etwa das Plätzchenbacken, das Liedersingen oder auch das Sternebasteln. „Mindestens ebenso wichtig ist es meinem Mann und mir aber, zusammen mit unserem elfjährigen Sohn Julius und unserer Tochter Emma (sieben) an Heiligabend in die Kirche zu gehen“, sagt Reinecke. „Damit die Kinder Weihnachten nicht nur als Fest erleben, an dem Geschenke und Süßigkeiten wichtig sind. Sondern an dem wir vor allem die Geburt Jesu feiern.“

Fünf Einsteiger-Tipps für das Leben von Glauben in der Familie

Sich Zeit füreinander zu nehmen, sollte eigentlich selbstverständlich sein, doch das ist es nicht in vielen Familien – vor allem dann nicht, wenn der Alltag mit seinen ganzen Anforderungen wie eine Welle über einem zusammenschlägt. Trotzdem: Zeit im Alltag ist ein wichtiger Begleiter, um Glauben wirklich leben zu können mit der Familie. Denn Glauben erfordert eine bewusste Wahrnehmung – und die können wir nur leisten, wenn wir uns Zeit dafür nehmen.

Abends gemeinsam auf den Tag zurückzublicken, ist ein wichtiges Ritual, um im Augenblick zu sein und mit Achtsamkeit festzuhalten, was einem eigentlich wichtig ist im Leben. Hierfür können Eltern ihren Kindern zuhören und dann zum Abschluss mit ihren Kindern gemeinsam eine Geschichte – oder eine Bibelstelle - lesen, ein Lied singen, einen schönen Abschluss des Tages finden. Dazu eignen sich Lieblingslieder, Lieblingsbücher, Lieblingsgeschichten der Kinder oder gerade die Geschichte, das Lied, das zu den aktuellen Erlebnissen passt.

Für Kinder ist es oft schwer, den Tag loszulassen. Abends sind ihre Kräfte eigentlich am Ende, und doch wollen sie noch so viel machen, fühlen sie sich noch so voller Energie, dass viele nicht schlafen gehen mögen. Diese kindliche Unruhe kann man gut auffangen mit einem beruhigenden Abendgebet und einem Abendsegen, um es den Kindern zu erleichtern, herunterzukommen und die eigenen Grenzen anzunehmen.

Um Glauben in der Familie zu leben, ist es wichtig, Gottes Botschaft nicht nur vom Papier abzulesen, sondern sie auch im Umgang miteinander zu leben - dem anderen also zu zeigen, dass er/sie so sein darf wie er/sie ist, mit allen Stärken, aber auch Schwächen – dass er/sie wertvoll ist und auch einmal Fehler machen darf, ohne deshalb weniger geliebt zu werden.

Ein praktisches und klassisches Ritual, um Glauben in die Familie einzuführen, ist das Tischgebet: Wenn das gemeinsame Essen stets verbunden ist mit einem solchen Dankeschön, bauen die Kinder schnell eine Beziehung zu Gott auf. Sie entwickeln ein Gespür dafür, dass die gemeinsame „Mahl-Zeit“ etwas Wertvolles ist.

Neue, spannende Aspekte durch verschiedene Konfessionen

Sind Eltern konfessionell verschieden, können sich bei Glaubensritualen in der Familie zudem noch einmal ganz neue, spannende Aspekte ergeben. Martina Reinecke ist katholisch, ihr Mann evangelisch, wodurch ihre Kinder den Glauben in manchen Momenten aus verschiedenen Blickwinkeln kennen lernen. „Als Katholikin bin ich es zum Beispiel gewohnt, dass man freitags kein Fleisch ist, sondern Fisch“, erzählt Martina Reinecke. Da Katholiken jeden Freitag als Gedenktag an Karfreitag, den Todestag Jesu, verstehen, soll freitags gefastet werden, was für katholische Christen bedeutet, kein Fleisch, sondern Fisch zu verzehren.

Andererseits bekommen Julius und Emma aber auch evangelischen Input, „zum Beispiel begehen wir in der Familie den Totensonntag ganz bewusst“, verrät Reinecke. „Wir reden an diesem Tag viel mit unseren Kindern über den Tod und warum manche Menschen früher sterben als andere, und wir gucken uns alte Fotos von dem verstorbenen Opa der Kinder an. Und dann erinnern wir uns an ihn.“

20.03.2014
Almut Steinecke

Literaturtipp

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