Jugendpolitisches Engagement ist wichtig, um die Interessen und Bedürfnisse junger Menschen einzubringen.

Jugendpolitisches Engagement ist wichtig, um die Interessen und Bedürfnisse junger Menschen einzubringen.

Bild: GettyImages

Jugend und Politik

"Uns wird zugehört!"

Die Evangelische Jugend mischt sich ein! Das politische Engagement der Jugendarbeit ist vielfältig, laut und kreativ. Ilona Schuhmacher, Referentin für Grundsatzfragen und Jugendpolitik in der EJB, erzählt, wie sich junge Menschen in der Jugendarbeit für ihre Bedürfnisse und Interessen stark machen. 

Frau Schuhmacher, wie gehören die drei Dinge Jugend, Kirche und Politik für Sie zusammen?
Ich habe da eine steile These, an die ich fest glaube: Wenn wir das Evangelium ernst nehmen, können wir gar nicht anders als politisch zu sein. Das ist eine Art Grundsatzprogramm, auf das wir zurückgreifen können, das Orientierung  gibt und an dem wir die Lebensrealität der jungen Menschen messen können. Wir reflektieren die aktuellen Themen mit unserer christlichen Brille. Es geht in der Evangelischen Jugendarbeit nicht mehr primär darum, christliche Themen zu bearbeiten, sondern darum zu schauen, wenn ein  Thema die Menschen interessiert, was sagt denn die Kirche dazu? Welche Betrachtungsweise können wir als junge Christinnen und Christen  in den Diskurs einbringen. Und da haben wir ganz oft ganz viel zu sagen und beizutragen, davon bin ich überzeugt.

Mit welchen Themen beschäftigt sich die evangelische Jugendarbeit ?
Da ist natürlich alles rund um den Klimaschutz. Wir reden da sehr bewusst immer von der Bewahrung der Schöpfung. Denn wo Schöpfung draufsteht, ist Gott auch immer mit drin. Dann geht es natürlich auch um Diversität, Inklusion, politische Bildung, Demokratiefragen, Erinnerungsarbeit, Mobilität, Armut, internationale Jugendarbeit und so vieles mehr.  Die politische Jugendarbeit ist sehr breit aufgestellt. Alles, was gesellschaftlich relevant ist, wird auch bei uns diskutiert.

Wenn ich mich als junger Mensch politisch einbringen möchte, was unterscheidet das Engagement in der Kirche von dem in einer Partei?
Wir haben in der evangelischen Kirche den Auftrag, das Evangelium, das wie eine Blaupause über unserer Arbeit liegt, den jungen Menschen in ihrer Lebenswirklichkeit aufzuzeigen und näher zu bringen. Unser Wertekanon ist also weniger politisch motiviert und keinen parteipolitischen Interessen ausgesetzt.

Wie sieht die politische Arbeit im Alltag aus?
Grundsätzlich verstehen wir uns als selbstverantwortlich, gleichzeitig sind wir aber auch ein Teil von Kirche und Gemeinde. In diesem Kontext handeln wir. Praktisch sieht das so aus: Wenn ein Thema für uns relevant wird, überlegen wir in den entsprechenden Gremien, was unser Ziel sein soll. Wir sondieren, mit welchen Maßnahmen wir uns an wen richten wollen. Das könnte die Synode sein, Bischöfe, aber auch Landtags-  oder  Bundestagsabgeordnete. Und dann machen wir uns an die Arbeit.

Wie schätzen Sie Ihre eigene Wirksamkeit ein?
Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir sehr erfolgreich sind mit dem, was wir tun. Wir werden gehört. Allerdings ist die Wirksamkeit unserer Arbeit natürlich schwer messbar. Innerkirchlich können wir sehen, wie viele Anträge beispielsweise auf unsere Initiative hin bei der Landessynode angenommen werden. Darüber hinaus ist das schwieriger zu ermitteln, aber wir sind der drittgrößte Jugendverband in Bayern, und deshalb werden wir natürlich auch wahrgenommen. Erst recht, wenn wir uns mit anderen zusammentun.

Evangelische Jugend in Bayern

Der Jugendverband Evangelische Jugend in Bayern umfasst alle bayrischen evangelischen Jugendarbeiten und bringt aktiv die Belange Jugendlicher in die Kirche ein.

Zur Webseite der EJB

Mehr

Weniger

Und das tun Sie im Bayerischen Jugendring (BJR), wo Sie zur Vizepräsidentin gewählt worden sind.
Genau, der BJR ist ein Zusammenschluss der Jugendverbände in Bayern, zurzeit sind das 36, die sich für die freiheitlich demokratische Grundordnung sowie Partizipation und Beteiligung junger Menschen in der Politik einsetzen. Wir machen Lobbyarbeit für und mit jungen Menschen. Und ich sitze dort mit dem Hut der evangelischen Jugendarbeit auf dem Kopf und bringe unsere Perspektive in den Diskurs ein.

Haben Sie Nachwuchsprobleme, und hat sich Ihrer Meinung nach das Interesse junger Menschen an politischer Arbeit verändert?
In der Fläche gibt es immer mal wieder Fälle, wo Posten oder Gremien nicht besetzt werden können. Grundsätzlich glaube ich allerdings nicht, dass wir ein Nachwuchsproblem haben.
Man sagt der Jugend ja gern Politikverdrossenheit nach, das kann ich so nicht bestätigen. Allerdings sind in der Jugendarbeit überwiegend junge Menschen aus der mittleren bis oberen Bildungsschicht aktiv. Politisches Interesse lässt sich ein Stück weit mit Bildungsstatus verbinden. An dieser Stelle müssen wir uns auch selber immer wieder kritisch hinterfragen, ob wir alles Mögliche tun, damit jeder einen Chance hat bei uns mitzumachen. Da ist ganz sicher noch Bedarf, und wir müssen dringend Formate finden, die ansprechen.

Was wünschen Sie sich für die evangelischen Jugendarbeit?
Ich wünsche mir, dass die jungen Menschen die Jugendarbeit als Ort der politischen Bildung erleben, dass wir weiterhin unsere Stimme erheben, wenn wir Ungerechtigkeit oder Fehlentwicklungen sehen, und dass sowohl die Kirche als auch die Gesellschaft die evangelische Jugendarbeit als wertvollen Player in der politischen Lobbyarbeit wahr- und ernstnehmen.

Ilona Schuhmacher, Bild: © Patrick Wolf

Bild: Patrick Wolf

Ilona Schuhmacher, Referentin für Grundsatzfragen und Jugendpolitik in der Evangelischen Jugend Bayern und Vizepräsidentin des Bayerischen Jugendrings

Mehr

Weniger

21.09.2023
ELKB

Mehr zum Thema

weitere Informationen zum Artikel als Downloads oder Links